next level
Kapelle auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde
Ausstellung vom 26. Mai bis 10. Juni 2018
Anke Fountis | Sue Hayward | Beate Lein-Kunz | Josina von der Linden | Karl Menzen | Susanne Ruoff | Katrin Schmidbauer | Frauke Schmidt-Teilig | Hartmut Sy
Gastkünstler*innen Bernd Bleffert| Edwin Böck | Michaela Nasoetion | Anne Sevenich
Schauplatz der Kunstintervention ist diesmal die Ende des Kaiserreichs erbaute, seit 1990 funktionslos gewordenene, fast unverändert erhaltene Kapelle auf dem Wilmersdorfer Waldfriedhof Güterfelde.
Mit der Ausstellung next level erlebt der spirituell und symbolisch aufgeladene Ort eine erste Wiederbelebung: Auf poetische Weise widmen sich die neun KünstlerInnen von dimension14 und ihre vier Gäste den letzten Fragen. Ein Aufzug in der Leichenhalle im Untergeschoss hob die Särge einst zur Aussegnung in den Kirchenraum. Der darauf anspielende Titel next level versetzt das Thema in einen zeitgmäßen Kontext. Gibt es ein virtuelles Jenseits?
Eröffnungsrede
Matthias Reichelt
Eröffnungsrede für die Ausstellung next level, 26. Mai 2018 in Teltow (Auszug)
Sehr geehrte Damen und Herren,
die Künstlergruppe ArtEvent hat für ihre 18. Ausstellung, die sie seit 2000 jährlich organisiert, einen ganz besonderen Ort ausgesucht, der dem Ende des Lebens gewidmet ist. Außerhalb und innerhalb der seit 13 Jahren ungenutzten Aussegnungshalle des Wilmersdorfer
Waldfriedhofs Güterfelde zeigen die 13 Künstlerinnen und Künstler ganz neue und extra für diesen Ort produzierte Werke.
Jedes Jahr ein anderer Ort, der nicht nur gefunden, sondern für eine Ausstellung nutz- und begehbar gemacht werden muss, bedeutet einen großen organisatorischen Aufwand. Bevor die beteiligten Künstlerinnen und Künstler überhaupt mit der eigentlich ihrer Profession entsprechenden Arbeit beginnen konnten, mussten sie sich durch den Behörden-Dschungel arbeiten, um zum Beispiel den die Kapelle ursprünglich umgebenden Bauzaun entfernen zu lassen, um die vielen Fragen der Sicherheit zu klären, und um letztlich die Ausnahmegenehmigungen zu erhalten, diesen Ort überhaupt bespielen zu dürfen. Ein Jahr Arbeit steckt in solch einem Unternehmen, das knapp zwei Wochen lang für die Öffentlichkeit nur freitags bis sonntags zwischen dem 26. Mai und 10. Juni zu besichtigen sein wird. Ich erwähne das so ausführlich, um zu vermitteln, wie groß die Begeisterung einerseits und die Energie andererseits sein muss, die diese Künstler aufzubringen hatten, damit wir uns alle heute hier versammeln und das Resultat in Augenschein nehmen können.
Diese ortspezifische Kunst ist temporär, luzide, transparent, eher leicht als schwer, fragil und begegnet uns nicht pompös, dominant und effektheischend. Alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler haben sich auf diesen Ort mit Behutsamkeit und großer Sensibilität eingelassen, um sich dem Thema des Hinausgleitens, des Verschwindens ebenso anzunehmen, wie sich den Fragen zu stellen, die das Leben im Hinblick auf ein von uns allen zu erwartendes Ende aufwirft. Diese existenziellen Aspekte, das Nachdenken über Leben und Tod, wird allen selber bekannt sein, die einen geliebten Menschen verloren haben. Oder sie befinden sich in einem ähnlichen Alter wie ich, ausgestattet mit der empirischen Gewissheit, den Zenit des Lebens deutlich überschritten zu haben und sich deshalb den Fragen von Zeit und Raum in Verbindung mit der eigenen Existenz, den verbleibenden Jahren, stärker befassen zu müssen.
Für Thomas Bernhard war alles lächerlich angesichts des Todes. Woody Allen hat keine Angst vor dem Tod, will aber nicht dabei sein, wenn er kommt. Sie kennen die häufig zitierten Bonmots, die letztendlich auch etwas Tröstendes haben. (…)